
In den letzten Jahren hat sich die Population der roten Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) in Deutschland erholt, was als Erfolg gezielter Naturschutzmaßnahmen und des wachsenden Bewusstseins für den Artenschutz gewertet werden kann. Während rote Eichhörnchen in anderen Teilen Europas, insbesondere in Großbritannien, durch das invasive graue Eichhörnchen (Sciurus carolinensis) stark bedroht sind, bleibt Deutschland bislang von dieser Gefahr verschont. Dies bietet der heimischen Art die Möglichkeit, sich ohne den Druck dieser Konkurrenz zu erholen.
Unterschiede zwischen roten und grauen Eichhörnchen
Das graue Eichhörnchen wurde im 19. Jahrhundert aus Nordamerika nach Europa eingeführt und hat sich in vielen Regionen, vor allem in Großbritannien, massiv ausgebreitet. Studien, wie die von Gurnell et al. (2004), zeigen, dass graue Eichhörnchen nicht nur robuster gegenüber Krankheiten sind, sondern auch effizienter bei der Nahrungssuche, was zu einer starken Verdrängung der roten Eichhörnchen führt. Zudem übertragen graue Eichhörnchen das Squirrelpox-Virus, das für sie selbst meist harmlos ist, jedoch für rote Eichhörnchen oft tödlich endet. In Deutschland hingegen gibt es keine grauen Eichhörnchen, was den einheimischen roten Eichhörnchen Raum gibt, sich ohne diese Bedrohung zu stabilisieren und sogar wieder auszubreiten.
Ursachen der Erholung in Deutschland
Die Zunahme der Population der roten Eichhörnchen in Deutschland ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, die durch Forschung und Naturschutzstrategien gestützt werden:
1. Förderung von Mischwäldern: Eine Vielzahl von Studien, wie beispielsweise die von Shuttleworth et al. (2016), belegen, dass die Lebensraumqualität eine entscheidende Rolle für das Überleben und die Vermehrung von roten Eichhörnchen spielt. In Deutschland hat die Förderung von Mischwäldern, die eine größere Vielfalt an Nahrungsquellen bieten, die Erholung der Population maßgeblich unterstützt. Diese Wälder bieten reichlich Nahrung wie Samen von Fichten, Kiefern und Eichen, die für Eichhörnchen lebenswichtig sind. Zudem bieten sie Verstecke vor Raubtieren und Brutstätten für die Jungenaufzucht.
2. Städtische grüne Korridore: In urbanen Gebieten wie Berlin, München und Hamburg gibt es vermehrte Anstrengungen, grüne Korridore zu schaffen. Diese Grünflächen verbinden Parks und Wälder, sodass Eichhörnchen sich zwischen ihnen bewegen können, ohne stark befahrene Straßen zu überqueren. Untersuchungen haben gezeigt, dass solche Korridore die Fragmentierung der Lebensräume verringern und das Überleben von Wildtieren in städtischen Gebieten verbessern. Eine Studie des Bundesamtes für Naturschutz (2018) betont die Bedeutung solcher Maßnahmen für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Städten.
3. Fütterungsprogramme: Vor allem in den Wintermonaten, wenn das Nahrungsangebot in freier Wildbahn knapp wird, helfen Fütterungsstellen den roten Eichhörnchen. Bürger, die Nüsse, Samen und Früchte bereitstellen, tragen dazu bei, dass die Tiere den Winter überstehen und sich erfolgreich fortpflanzen können. Studien, wie die von Wauters et al. (2002), belegen, dass solche menschlichen Hilfsmaßnahmen vor allem Jungtiere schützen und ihnen helfen, die kritischen ersten Lebensmonate zu überstehen.
Herausforderungen und Bedrohungen
Trotz der positiven Entwicklungen bleibt die Population der roten Eichhörnchen in Deutschland einigen Herausforderungen ausgesetzt. Eine der größten Gefahren ist der Straßenverkehr. Jährlich fallen zahlreiche Eichhörnchen dem dichten Straßennetz zum Opfer. Vor allem in Städten, wo ihre Lebensräume zunehmend zerschnitten werden, besteht ein hohes Risiko für Unfälle. Eine Untersuchung der Naturschutzorganisation NABU hebt hervor, dass jedes Jahr Tausende von Eichhörnchen durch Verkehrsunfälle sterben, was das Wachstum der Population bremst.
Darüber hinaus sind Eichhörnchen anfällig für Krankheiten. Auch wenn das Squirrelpox-Virus in Deutschland nicht vorkommt, gibt es andere Krankheiten, wie etwa parasitäre Infektionen durch Strongyloides, die insbesondere Jungtiere und geschwächte Tiere betreffen. Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass der Gesundheitszustand der Population ein kritischer Faktor für deren langfristigen Erhalt ist.
Erfolge durch Naturschutz und wissenschaftliche Studien
Die positive Entwicklung der Population der roten Eichhörnchen ist nicht zuletzt dem wissenschaftlichen Engagement zu verdanken. Forschungen zur Lebensraumanpassung und den Bedürfnissen der Eichhörnchen liefern wertvolle Daten für Schutzprojekte. Naturschutzorganisationen, unterstützt durch Studien wie die des Bundesamtes für Naturschutz (2020), setzen sich für den Erhalt von Lebensräumen und die Aufklärung der Bevölkerung ein. Die Einbindung von Bürgern, beispielsweise durch Berichte über Eichhörnchenbeobachtungen, trägt dazu bei, dass wissenschaftliche Daten gesammelt und Schutzstrategien optimiert werden können.
Fazit
Die Erholung der roten Eichhörnchenpopulation in Deutschland ist ein Erfolg, der auf wissenschaftlich gestützte Naturschutzmaßnahmen zurückgeht. Dank des Fehlens des invasiven grauen Eichhörnchens und gezielter Bemühungen zur Verbesserung des Lebensraums konnten sich die Bestände stabilisieren und wachsen. Studien zeigen, dass die Förderung von Mischwäldern, die Schaffung grüner Korridore und menschliche Unterstützungsmaßnahmen wie Fütterungsprogramme entscheidend für die Zukunft der roten Eichhörnchen sind. Trotz verbleibender Bedrohungen durch Verkehr und Krankheiten zeigt sich, dass mit fortgesetztem Engagement die roten Eichhörnchen langfristig eine sichere Zukunft in Deutschland haben können.